Corona-Lockdown und eingeschränkte Reise-Möglichkeiten! Hohe Zeit der Internet-Kommunikation!
Da muss es doch möglich sein, direkte Gesprächsrunden zwischen den Großeltern in Eisenbach und den Familien der Kinder in Berlin, München und Zürich zu ermöglichen!
„Kleinigkeit! Das kriegen wir hin! Keine Sorgen!“
Der Opa ist es gewöhnt, dass die Betreuung seines Laptops und seines Smartphones von seinen Enkeln erledigt wird und dass ihm die notwendige Bedienungsschritte „altersgerecht“ von seinem Jungvolk beigebracht werden. Die Eisenbacher Oma hält sich aus dem „Internet-Krimskrams“ konsequent raus; „neumodischer Firlefanz“!
Erste gemeinsame Telefonkonferenz: „Wir sollten Skype benutzen, das ist leicht zu bedienen…“ „Aber Zoom ist technisch viel besser und fortgeschrittener….“ Opa merkt auf: Zoom kennt er vom Fotografieren, das sind Foto-Objektive mit variabler Brennweite….was hat das mit Internet zu tun? „Aber es gibt auch xxxxxx(?) und yyyyyyy(?)…..die sind kostengünstiger….“ Opa versteht nicht mal die Worte, um die es da geht, und putzt sich erst mal in aller Ruhe die Nase!
„Hey Opa! Pass auf!! Du mußt den Link aufmachen, den ich Dir gerade gemailt habe! Schau in Deiner E-Mail nach!“
Offensichtlich hat der Opa den Fortschritt bei der technischen Familien-Beratung nicht ganz mitbekommen. Aber Mail öffnen und Link anklicken, das klappt, Kleinigkeit!
„Wieso kommt da jetzt so eine blöde Frage nach…..“ Leo aus Berlin, 12 Jahre alt, unterbricht den Opa empört: „Aber das habe ich Dir doch schon längst erklärt!! Du musst auf den Knopf da unten links…“
„Lass den Opa doch!“ Sein kleiner Bruder Hanno (6 Jahre) ist auch empört: „Der Opa übt noch!“ Dem Opa wird ganz warm ums Herz! Hanno ist doch ein liebes Kerlchen!
Plötzlich ist auf dem Laptop-Schirm ein kleines Bild mit den beiden Berliner Brüdern. „Aber wieso ist das Bild so klein?“ Zwischenruf aus München: „Opa, Du musst die Kamera höher einstellen, wir sehen nur Deinen Hals!“ Welche Kamera? Wo ist denn hier eine Kamera?
„Oben an der Laptop-Klappe ist eine Kamera…“ Der Papa in Zürich antizipiert Opas Verwirrung. „Gib mir Dein Teamviewer-Kennwort, dann stelle ich Dir das Programm über Teamviewer so ein, dass Du nichts mehr ändern musst!“
„Das kriegt der nie hin!“ Der Papa in München hält sich für einen skeptischen Realisten.
„Aber das habe ich ihm doch alles längst eingerichtet!“ Leo ist schon wieder empört.
Plötzlich steht auf dem Bildschirm ein großes Bild der Züricher Familie, „..und warum sind die Bilder oben am Bildrand so klein? Seid Ihr das….“
„Opa! Du musst die Oma holen! Sie soll mitreden!“ Opa dringt mit seiner Frage nicht durch.
Aber die Oma kommt bereitwillig, setzt sich neben ihn und streichelt den Kater Findus auf ihrem Schoß. Der wird begeistert begrüßt! „Hallo Findus! Schau doch mal!“ Findus ist desinteressiert. „Ihr müsst ihm ein Video mit rennenden Mäusen zeigen! Dann wird er wach!“ Tobi in Zürich hat immer so spinnerte Ideen!
„Fritzi will Euch auch begrüßen!“ Fritzi ist der Berliner Familienhund und wirkt etwas eingeklemmt, weil Hanno ihn innig umarmt.
„Zeig uns doch mal den Simba! Fritzi will den Simba begrüßen!“ Leo ist ein besonderer Freund des großen Simba und ist mit ihm immer im Eisenbacher Wald herumgetollt. Simba zuckt mit den Ohren, hat er Leos Stimme erkannt?
Opa lockt den Simba unter dem Stuhl hervor, er soll sich aufrichten und seine Vorderpfoten auf den Schreibtisch legen. Simba ist ja grenzenlos gutwillig, aber jetzt zieht er die Stirn in Falten und legt sich seufzend wieder hin. „Was denkt er sich jetzt?“
Hanno hat eine Idee: „Fritzi soll mal laut bellen! Dann schaut der Simba in die Kamera!“
Mama in Berlin greift ein: „Sonntag morgens wird hier nicht gebellt! Die Nachbarn wollen schlafen!“
Justus in München hat einen konstruktiven Vorschlag: „Der Opa soll den Simba hoch heben, dann können wir ihn alle sehen!“
„Neiiiin!!! Das geht nicht!!“ Die Oma in Eisenbach wird energisch! „Der Opa ist herzkrank! Der darf sich nicht so anstrengen! Der Simba wiegt 40 Kilo! Wenn Ihr solchen Quatsch machen wollt, dann machen wir hier Schluss!“
Der Opa kann ihren energischen Griff zur Laptop-Klappe gerade noch stoppen.
Das mit den 40 Kilo von Simbas Gewicht ist zwar übertrieben, aber der Opa sieht dringenden Anlass für einen Themenwechsel. Er hatte sich doch einige Stichworte für die Familien-Konferenz aufgeschrieben, liegt der Zettel mit diesen Stichworten nicht hinter der Laptop-Klappe?
„Neiiiin!!! Hände weg vom Laptop!“ Vielstimmiges Protestgeschrei aus Berlin, München und Zürich! „Jetzt musst Du wieder die Klappe einrichten, sonst können wir Euch nicht mehr sehen!!“
Plötzlich versteht der Opa das Video-Programm: es zeigt immer diejenigen Teilnehmer als Großbild, die gerade am lautesten sind!
„Hallooooo!!!!“ Es klappt tatsächlich!
„Opa, Du musst nicht so plärren! Wir hören Dich auch so!“ Der Einspruch kommt von Emma aus Berlin und Rebecca aus Zürich. Die beiden Cousinen sind in einem Alter, wo kleine Brüder und erwachsene Eltern gleichermaßen komisch sind. Jetzt gehört der Opa auch dazu!
Da fällt dem Opa etwas ein: „Hanno, was macht Dein Arm?“ Hanno hatte sich beim Sturz von einer Mauer den Arm bebrochen.
Der Verband am Arm wirkt eigentlich unscheinbar, aber die Berliner Mama zeigt einige prächtige Röntgenbilder, da sind zwei große schwarze Nägel im Arm zu sehen und vor der Operation die abgebrochenen Knochen.
Dieser starke Eindruck animiert Vinnie in München. Er ist genauso alt wie sein Vetter Hanno und hatte sich genau wie sein Berliner Vetter in der gleichen Woche den Arm gebrochen, beim Rollerblade-Fahren!
Vinnie bekam den Arm eingegipst. Der Gips sieht prächtig aus, bunt bemalt! Vinnie hält ihn stolz vor den Bildschirm.
Beide Helden werden allseits bewundert. Da bemerkt der Berliner Papa, dass er auch an der Schulter operativ behandelt worden ist und jetzt Bewegungs-Übungen machen muss.
Für eine Video-Konferenz gibt das aber leider nicht soviel her.
Da erzählt Justus lieber von einem Film, den er gerade mithilfe seines Papas drehen will. Es soll ein Film mit einer Tierpuppe in einer Wüste werden, und Justus ist dabei, eine große Wüstenlandschaft zu bauen. Leo, Hanno und Vinnie sind begeistert und bringen Vorschläge ein, was sie für die Wüstenlandschaft noch basteln könnten. Sie müssten sich unbedingt bald treffen!
„Wann ist diese blöde Corona eigentlich vorbei?“ Niemand hat eine gute Antwort.
Zur Ablenkung erzählt Caro, dass sie mit ihrem Bruder Tobi einen Kurzfilm gedreht hat, in dem ein Saurier eine Frau (Caro) erschreckt. Tobi erklärt, dass es im Internet Programme gibt, mit denen man Saurier, die sich bewegen, in bereits gedrehte Filme einkopieren kann.
Justus hält nichts von vorgefertigten Filmtricks! Er will lieber mit seinem Bruder und seinen Berliner Vettern eigene „Superstunts“ machen und drehen.
Der Opa stellt fest, dass er den technischen Feinheiten der kreativen Aktivitäten seiner Enkel nicht mehr so ganz folgen kann. Er muss an seine eigene Oma denken, die vor mehr als 60 Jahren nicht ans Telefon ging, weil ihr das „schwarze Dingsda“ unheimlich war. Sie brachte aber damals ihren Enkeln die Raffinesse beim Kartenspielen bei, darin war sie groß.
Wie wird das einst sein, wenn Vinnie und Hanno mal alte Großväter sind? Welche Technologien werden ihnen dann wohl unheimlich sein?
„Hey, Opa! Hast Du zugehört?“ Ein Ruf aus Zürich schreckt den Opa aus seinen Träumereien.
„Der Opa übt noch!“ Die Verteidigung aus Berlin kommt wieder von Hanno.
Der übende Opa aus Eisenbach